Mittwoch, 21. Oktober 2015

Mit der Walz in die Pfalz zum World Klapp - Interview mit Jürgen S.

KLL: Man hört, dass Ihr den Bau eines ultraschweren Klapprades für die Teilnahme am kommenden World Klapp plant. Was hat es damit auf sich?

JüS: Hallo Klappileaks, ja das ist richtig. Das Klapprad vom Typ Condor wird mit extrem schweren Vollscheiben ausgestattet sein. Die Laufräder wiegen alleine 71kg.

KLL: Wie muss man sich das vorstellen?

JüS: Nun, die Räder sind aus einem Stück Stahl gedreht. Sie sehen ähnlich aus wie große Hantelscheiben, nur dass sie aussen ein Felgenbett haben und innen eine Achse.

KLL: und was soll das bringen?

JüS: Das werdet Ihr schon sehen!

KLL: Nein im ernst: Wer fährt denn freiwillig ein so schweres Fahrrad?

JüS: Also, zunächst müssen wir annehmen, dass der WK nächstes Jahr im gleichen Modus und dann auch wieder in Schopp stattfindet. Dann erhoffen wir uns von den schweren Scheiben ein gleichmäßigeres Tempo.

KLL: Wie das?

JüS: Die Laufräder fungieren als Schwungscheiben. Durch die kleinen Laufraddurchmesser und die damit bedingt relativ hohe Drehzahl umso mehr. Wir streben einen Schnitt von knapp 40 km/h an, da ist die Wirkung schon enorm.

KLL: Wurde das bereits von Euch getestet?

JüS: Jein. Wir haben aktuell Prototypen aus Beton. Leider haben sie beim Gießen eine gewisse Unwucht bekommen. Der Effekt ist trotzdem schon beachtlich: Man benötigt ca. 12 Runden zum Erreichen der Endgeschwindigkeit, und wenn man mit dem Treten aufhört, dann rollt man noch acht Runden aus. Es ist ein herrliches Gefühl.

KLL: Und in den Kurven? Ist so eine Klapp-Ramme überhaupt noch lenkbar?

JüS: Dank der Kurvenneigung ja. Und im Gegensatz zum normalen Klapprad verliert unser Bolide beim Rechts-Hochfahren nur minimal an Tempo. Die Fahrt wird noch homogener. Dazu kommt noch die hervorragende Aerodynamik.

KLL: Weil es Scheiben sind?

JüS: Ja. Letztes Jahr haben die Fahrer mit Scheiben oder Wenig-Speichen-Laufrädern schon ausgesprochen gut performt. Unsere Stahlscheiben sind noch mal aerodynamischer als alles andere.

KLL: Warum?

JüS: Weil die Scheiben genau wie die verwendeten Reifen 35mm haben, alles eine Breite. Ausserdem wird sogar der Spalt zwischen Reifen und Felge mit Silikon ausgeglichen.

KLL: a pro pos Reifen. Für welche Pneus habt ihr Euch entschieden?

JüS: Das steht noch nicht fest. Derzeit verwenden wir Schwalbe-Reifen vom Typ Kojak in 35mm. Allerdings laufen gerade noch Anfragen bei Rubena und Vittoria. Eigentlich sind uns die Reifen von Schwalbe etwas zu weich. Unser Ziel ist ein stabiler, speziell für uns angefertigter Reifen. Da kommt es auf ein paarhundert Euro nicht an. Er sollte halt gut rollen und lange halten.

KLL: Mit so einem Rad könnte man auch andere Dinge machen...

JüS: Was meinst Du? Alte Leute überfahren vorm Altersheim?

KLL: Nein, ich denke da beispielsweise an einen Geschwindigkeitsrekord mit dem Klapprad...

JüS: Ja, das würden wir dann wohl auch noch mitnehmen, bietet sich ja an. Dann natürlich auf einem Gefälle. Die Kalmitabfahrt ist dafür leider nur bedingt geeignet, aber wir haben da schon eine Idee...

KLL: Aha? Was peilt ihr denn für eine V-max an?

JüS: Der Rekord steht ja derzeit so bei knapp 100km/h, wenn wir richtig informiert sind. Unsere Berechnungen gehen davon aus, dass wir auf einer 10%-Abfahrt bei idealen Wetterbedingungen durchaus zwischen 120 und 140 km/h erreichen können.

KLL: Wie bremst man so ein Tempo ab?

JüS: Gar nicht! Vorraussetzung hierbei ist eine sichere Ausrollzone. Die montierte Vorderradbremse kann definitiv keine viertel Tonne aus 140km/h auf Null abbremsen. Das geht nicht. Deshalb ist auch die Kalmitabfahrt zu gefährlich. Wir haben aber eine relativ sichere Strecke im Schwarzwald ausgemacht.

KLL: Ihr redet sehr offen über Eure Ambitionen. Keine Angst, dass jemand die Idee aufgreift und das gleiche macht?

JüS: Naja, eigentlich hält sich unsere Angst in Grenzen: Die meisten basteln an ihren Klapprädern ja nur oberflächig rum, da geht es eher um die Lackfarbe oder ob die Klingel besser rechts als links montiert wird. Von denen kann sich wohl keiner solche Räder drehen. Das ist sehr teuer und erfordert ein gewisses Know-How an der Drehbank. 

KLL: Und wo montiert ihr die Klingel?

JüS: Man hört uns auch so. Die Laufräder sind nicht ganz lautlos. Wir fahren aktuell mit einem Reifendruck von 12,5bar, was bei so breiten Reifen relativ viel ist.

KLL: Na dann wünschen wir viel erfolg in der kommenden Saison!


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